Blumen sind keine Blumen
Xiaofan Ru verlässt China, das Land seiner Geburt, im Alter von 30 Jahren als traditioneller Kalligraph, um in Frankreich, dem Land seiner Wahl, freier Maler zu werden. Er vollzieht so einen radikalen Bruch in seinem Leben und Schaffen. Doch aufgrund des politischen Wandels in China - und vielleicht auch seines Alters - besinnt er sich in seinem künstlerischen Schaffen zunehmend auf seine chinesischen Wurzeln. In Xiaofan Rus malerischen und plastischen Werk spielen in den letzten 20 Jahren Blumen deshalb eine immer zentralere Rolle: als phantastische Blumen in einem Zyklus zum Gedenken an die Opfer der „Hundert Blumen Bewegung“, als geschundene Blumen, die sich mit den Wegwerfprodukten der heutigen Gesellschaft verbinden und so überleben, als bizarre Blumen, die in oder mit Musik oder Literatur aufblühen, als floral verfremdete Portraits, in denen sich Stimmungen und Gefühle ausdrücken und schließlich auch in Stillleben, die aber nicht immer ganz so still sind.
Xiaofan Rus Bilder sind narrativ, nicht selten provokativ, auch politisch, oft umweltpolitisch und dabei stets voller Lebensfreude und Humor, auch wenn sich Zweifel und Desillusion einschleichen. Dass sich sein Schaffen nicht nur durch Vielfalt sondern auch durch ständige Erneuerung und konsequenten Wandel auszeichnet, belegt die Ausstellung im Contemporaneum mit Bildern aus den letzten 15 Jahren.
Xiaofan RU
wurde 1954 in Nanking geboren, er lebt und arbeitet seit 1983 als freischaffender Künstler in Paris. Diplomiert wurde er an der „Hochschule der Schönen Künste“ in seiner Heimatstadt Nanking. Er beginnt nach seiner Auswanderung in Paris ein zweites Studium im Atelier von Olivier Debré an der „L‘École nationale supérieure des beaux-arts“. 1988 und 1990 studiert und arbeitet er mit einem Stipendium an der „Casa Velazquez“ in Madrid. Seit etlichen Jahren ist er auch wieder in China tätig. Seine Werke wurden in vielen Ländern gezeigt: Frankreich, Deutschland, Benelux, Schweiz, Spanien, Vereinigtes Königreich, Italien, USA, Kanada und China.